Ein photografisches 3D-Modell der Kirche in Lorenzkirch wurde von Frau Ilona Haas, Hamburg, https://ih-virtualhouse.de/ih, erstellt. Angeregt durch die Erzählungen von Frau Ruth Globschey, ebenfalls aus Hamburg, entstanden im März 2024 diese aufwendigen digitalen Aufnahmen. Gehen Sie einfach mit ihrer PC-Maus durch die Kirche, auf die Kanzel und die Orgelempore. Auch der Rundgang über den Friedhof um die Kirche ist lohnenswert!

Für die kostenfreie Erstellung des virtuellen Rundgangs und der digitalen Aufnahmen danken wir Frau Ilona Haas ganz herzlich!

Die Geschichte zur Entstehung des Kontaktes und der freundlichen Unterstützung von Frau Haas lesen sie hier.

Rundgang mit Klicken beginnen:

Die Geschichte der virtuellen Kirche – Ilona Haas schreibt:

Aus den Erzählungen und dem Tagebuch von Ruth hörte ich immer wieder mit glühenden Augen, wie Ruth (Jahrgang 1936) über St. Laurentius berichtete. Da eine weite Reise jetzt zu anstrengend wäre, kamen wir auf die Idee, die kleine Kirche zu digitalisieren und zu ihr zu bringen. So entstand am 15.3.2024 die digitale Kirche in Lorenzkirch.

Aus dem Tagebuch von Ruth G.

In Lorenzkirch, dem nächsten Dorf, steht sogar ein Tisch mit Bänken in der wärmenden Sonne. Hier, an einem der vielen Apfelbäume, frische ich meinen Obstvorrat auf, wie schon viele Male zuvor unter all den Bäumen, die keiner aberntet, nach dem vielen Fallobst zu schließen. Und wo sollte ich auch einkaufen können? In Mühlberg war der einzige einschlägige Laden noch zu, und so halte ich mich eben wieder einmal an das Buch der Bücher „...und unser himmlischer Vater nähret sie doch.” Gleich daneben die Kirche, Rad und Gepäck kann ich hier beruhigt allein lassen, von Radlern oder anderen Leuten keine Spur. Nur an der Kirche wird gearbeitet, auf dem Gerüst wird gesägt und gebohrt, kein Radiogeplärr, die Arbeit erscheint mir wie eine stille Andacht, voller Ehrfurcht vor dem, was man hier schafft. Am Eingang mit der weit geöffneten Tür ein Anschlag der Deutschen Stiftung Denkmalschutz „Damit Vergangenheit eine Zukunft hat”. Im Vorraum baumelt ein Seil von der Decke, um die Glocke zu schwingen. Steine und Säcke mit Zement liegen gestapelt, eine Schubkarre daneben, auf den hinteren Bänken im dicken Baustaub liegen die Rucksäcke der Zimmerleute. Die Emporen sind abgestützt, die Orgel hinter einer dicken Folie vor Schmutz und Staub geschützt. Auf dem kargen Altar bannt das fein ziselierte schmiedeeiserne Kreuz mit der Christusfigur aus schwarzem Granit. Sie hat nur noch eine Hand, die zweite ist abgebrochen. Da alle Fenster bis auf das eine winzige hinter dem Kreuz noch mit Brettern vernagelt sind, ist diese in so mattem Licht stehende Begegnung wie eine Segnung des Allerhöchsten - und nur für mich, für meinen alleinigen Weg mit dem Rad. „Er erquicket meine Seele”, so hautnah war mir mein 23. Psalm noch nie. Selbst die stille Arbeit mit ihrem ernsthaften und fleißigen Sägen und Hämmern da draußen stört nicht, eher vertieft sie das Geschehen noch. Durch die Decke über mir im Chorraum geht ein tiefer Riß bis fast zum Boden. An manchen Stellen sind Fresko-Fragmente noch zu erahnen, ebenso die Bemalungen der Holzdecke im Kirchenschiff. Ob ich wohl nochmal hierher zurückkommen werde? Wenn alles fertig ist? Wohl kaum. Obwohl ich bisher noch auf keine Tour wirklich zufrieden zurückgeblickt habe - es blieben stets viel zuviele Wünsche offen, die ich mir - wann? - noch erfüllen will. Denn diese immerwährenden Entscheidungen gegenüber dem, was ebenfalls möglich wäre, wecken ja zugleich stets neues Verlangen auf neues Erleben. Ich sollte immun dagegen werden. Oder sind es vielleicht gerade die Sehn-süchte, die einen lebendig erhalten?

20240315 142101 854x480

Ilona Haas während der Fotoarbeiten in der Kirche Lorenzkirch